Kann man Inklusion erzwingen?

3. Juli 2012: Mit der Unterzeichnung der UN-Konvention sollte Deutschland eigentlich inklusiv werden.

Leider gibt es immer noch tausend Gründe, warum Schüler mit Behinderung nicht am Regelunterricht teilnehmen können oder im Sportverein mitmachen dürfen.

Manche Eltern haben den Mut, dagegen zu Klagen und erreichen so ihr Ziel.

Aber wie geht es den Kindern dabei? Bekommen sie zu spüren, dass sie eigentlich nicht erwünscht sind?

Oft werden schwierige Kinder als Grund dafür genannt, dass man nicht auch noch behinderte Kinder aufnehmen kann. Um dies zu ändern, müssen die Lehrer schon während der Ausbildung lernen, dass es ihre Aufgabe ist, alle Schüler zu akzeptieren und unterrichten. Wenn sie dazu nicht bereit sind, haben sie vielleicht einen falschen Beruf gewählt. Sicher müssen sie auch entsprechend ausgebildet werden und notwendige Hilfen bekommen.

Auch Menschen mit Handicap möchten mal Urlaub machen. Leider gelingt es ihnen nicht immer, in ganz normalen Hotels unterzukommen und mit den anderen Gästen Kontakt aufzunehmen. Im Gegenteil, oft fühlen sich die anderen Urlauber belästigt und klagen sogar. Solange es Gerichte gibt, die Schadensersatz gewähren, wird es sehr schwer sein Inklusion zu ermöglichen.

Als ich meine Zahnimplantate bekam, betonte der Kieferchirurg, dass es nicht selbstverständlich gewesen sei und dass es nicht viele Kollegen gibt, die dazu bereit gewesen wären.  Mein Bruder, der selbst Arzt ist, meinte nur: „ Man sollte diesen Ärzten die Approbation entziehen, wenn sie nicht bereit sind, Patienten mit Down-Syndrom bestmöglich zu versorgen.“ Er schluckte und gab meinem Bruder Recht.

Von meiner Tante weiß ich, dass in ihrer Umgebung ein Wohnheim für behinderte Menschen gebaut werden sollte. Die Nachbarn demonstrierten dagegen und leider entschied auch ein Gericht, dass dort nicht weitergebaut werden durfte.

Ostern mit den „Wasserflöhen“ an der Costa Brava in Spanien

20. April 2012: Am 04. April ging es los. Marko, Markus, meine Mutter und ich machten uns auf den Weg. Wegen einem Streik startete unser Flugzeug erst um 23:00 Uhr statt um 18:50 Uhr. Um 02:00 Uhr kamen wir in unserem Apartment in Estartit an.

Dann begann eine wunderschöne Zeit gemeinsam mit Aquanaut Tauchern. Marko kümmerte sich rührend um Markus und mich.

Für mich war es sehr aufregend, zum ersten Mal mit einem Boot von Unisub hinaus zum Tauchplatz zu fahren. Auf dem Weg dorthin bauten wir unser Equipment zusammen. Dann ging es mit einem Schrittsprung ins kalte Wasser. Zum Glück hatte ich eine Eisweste und Handschuhe. Zum Abtauchen konnten wir uns vom Boot aus abseilen in die herrliche Unterwasserwelt. Das Riff  leuchtete in vielen verschiedenen Farben. Marko und ich bewunderten die vielen Fische. Unter anderem sahen wir Zweibindenbrassen, Goldbrassen, braune Zackenbarsche, einen großen Drachenkopf, Muränen, Fahnenbarsche, Meerbarben und sogar viermal einen Octopus. Am besten gefiel mir das Höhlentauchen, einmal entdeckten wir dort einen Delphin aus Stein.

Ostern hatten wir viel Spaß beim Ostereiertauchen, welche die  Crew von Unisub vorher ins Meer versenkt hatte.

Marko hat viele wunderschöne Erinnerungsfotos gemacht.

Besonders interessant war auch ein Ausflug nach Pals. Das ist ein wunderschöner mittelalterlicher Ort auf einem Hügel mit einer Burg, gepflasterten Straßen und einer Stadtmauer. Dort gibt es Geschäfte für Touristen, ein  sehr teures Restaurant und auch Leute, die dort wohnen. Für uns war die Aussicht ins Tal und auf das Meer besonders schön.

Am 11. April um 21:00 Uhr ging unser Heimflug von Girona los und um 1:30 Uhr waren wir zu Hause.

Schade, dass die Zeit so schnell vorbei war. Tauchen ist wirklich ein sehr, sehr schöner Sport und ich freue mich schon auf das nächste Mal.

Mit dem Tauchschein nach Ägypten

TK220. Januar 2012: Mein Bruder ist seit Jahren ein begeisterter Hobbytaucher. Immer wenn er seine Unterwasserfilme und Unterwasserfotos zeigte, wünschte ich mir auch so einen tollen Tauchurlaub. Deshalb war ich froh, als ich im Januar 2010 im Internet unter www.diewasserfloehe.de einen Verein für integrativen Tauchsport in Darmstadt entdeckte. Hier tauchen nicht nur erfahrene Sporttaucher, sondern auch Rollstuhlfahrer, Menschen mit Down–Syndrom, Autismus und anderen Einschränkungen. Jeder lernt nach seinen individuellen Leistungsfähigkeiten zu tauchen. Hier ist wirklich jeder willkommen, egal welche Behinderung er hat.

Am 23.01.2010 nahm ich am Schnuppertauchen im Griesheimer Schwimmbad teil. Ich wurde mit offenen Armen aufgenommen und fühlte mich sehr wohl und akzeptiert in der Gruppe.

Weil es mir so viel Spaß machte, wurde ich Vereinsmitglied und tauche nun alle 14 Tage mit.

Zuerst war ich etwas unsicher, weil ich mit der normalen Maske kaum etwas sehen konnte (ich trage normalerweise eine Brille mit 6,5 bzw. 7 Dioptrien). Deshalb freute ich mich, als ich eine neue Maske mit optischen Gläsern bekam. Beim Training konnte ich nun alles sehen und auch richtig auf die Zeichen reagieren. Die Übungen machten mir sehr viel Spaß.

Am 30.01.2011 fuhren mein Bruder, meine Mutter und ich mit meinem Tauchlehrer zur Boot-Messe nach Düsseldorf. Hier kauften wir Boots und Geräteflossen für mich. Nun war ich richtig gut ausgestattet für mein Tauchtraining. Flasche und Jackett lieh ich mir bei den Wasserflöhen aus.

Ich machte so große Fortschritte, dass mein Tauchlehrer meinte: „Bisher hat noch keiner mit Down-Syndrom einen Tauchschein bei mir gemacht, aber Du schaffst das!“

Darüber war ich sehr froh und wir begannen gleich mit allen notwendigen Übungen: Aufbau, Prüfung und Anlegen der Ausrüstung, Druckausgleich, Tarieren, Maske ausblasen, Oktopusatmung, Notaufstieg, Tauchen ohne Maske, Bergen eines bewusstlosen Tauchers, Verständigung mit Unterwasserzeichen usw.

Um weitere Übungen für den (open water diver) Tauchschein zu machen, fuhren mein Tauchlehrer Marko, mein Bruder und ich am 13. Mai 2011 nach Siegburg ins Dive4Life, ein Tauchzentrum. Ich tauchte dort zum ersten Mal 18 Meter tief und entdeckte eine versunkene Stadt mit vielen Geheimgängen. Es war sehr aufregend, als wir einen Hai entdeckten, der täuschend echt aussah.

Für die notwendigen Freiwassertauchgänge  machten wir uns mehrmals auf den Weg zum Biebesheimer See. Dort war die Sicht nicht so gut, aber interessant war es doch. Auf einer Plattform entdeckten wir eine Schaufensterpuppe. Rund um uns herum waren kleine Fischschwärme und große Aale zu sehen.

Damit ich eine Vorstellung vom (open water diver) Tauchschein bekam, lieh Marko mir den Film „GO DIVE“ aus.

Ende August begannen Marko und ich mit dem theoretischen Unterricht bei Aquanaut in Darmstadt (einem Tauchzentrum, das die Wasserflöhe unterstützt).  Der Unterricht war sehr interessant und ich lernte viel über die Ausrüstung, Tauchtechniken, Physik, Medizin, Navigation und die Tauchtabelle. Das war aber gar nicht so einfach und ich musste viel lernen. Ich war mir nicht sicher, ob ich die Prüfung (85 Fragen in 90 Minuten) schaffen würde. Aber dann war ich schon nach 60 Minuten fertig und hatte nur einen Fehler.

Marko war genau so glücklich wie ich, als er mir zur bestandenen Prüfung gratulierte. Als Belohnung bekam ich einen neuen Tauchanzug für den Urlaub im Roten Meer.

Dann kam auch noch ein Reporter vom Darmstädter Echo und interviewte uns.

Als der Artikel „Auf der Suche nach dem Clownfisch“ im Echo erschien, waren wir schon in Dahab in Ägypten und hatten nicht nur die Clownfische, sondern auch Adlerrochen, Blaupunktrochen, Stechrochen, Feuerfische, einen  Napoleonfisch mit seinem Jungen, Papageienfische,  Krokodilfische, Seepferdchen, Muränen, Seeschlangen und vieles mehr gesehen.

Die zwei fehlenden Tauchgänge für meinen Tauchschein machten wir gleich am ersten Tag. Das war schon was anderes, als im Schwimmbad oder im See. Die Unterwasserwelt ist wirklich wunderschön. Natürlich habe ich alle 24 Tauchgänge und sogar einen Nachttauchgang, der schon für meinen nächsten Tauchschein zählt, in mein Logbuch eingetragen.

Auf der Tauchbasis gab es keine Berührungsängste. Alle waren sehr nett zu mir und staunten, dass ich trotz Down-Syndrom einen Tauchschein habe.

Wie immer habe ich auch in Dahab darauf geachtet, ob ich Menschen mit Behinderung sehe.

Ich habe leider keine gesehen, obwohl sie dort sicher auch gerne Urlaub machen würden.

Als Erinnerung schaue ich mir die vielen Fotos und den Film an.

Nun träumen wir von einem Urlaub mit allen Wasserflöhen in Ägypten!